Endlich mal wieder eine freie Nase

Seit dem 28. Januar ist die ‚Rosedene Farm‘ in Mount Sylvia, auch mitten im wunderschönen Nirgendwo genannt, also unser neues, vorübergehendes Zuhause.

Die Milchziegen
Am Tag darauf mussten wir nochmal zum Arzt in Laidley, einer der nächst gelegenen Orte, um gegen Q-Fever geimpft zu werden. Kate hat insgesamt 20 Leute angestellt, wir vier (die englischen Backpacker plus wir) und noch 16 Andere, die in Granthem auf einer anderen Farm kleinen Ziegenbabys das Trinken näher bringen. Die beiden Farmen gehören zum Unternehmen ‚Nanny Grove Farms Goat Dairy‘.
Anschließend haben wir Nahrungsmittel für gut eine Woche eingekauft, da der nächste Supermarkt schließlich nicht um die Ecke ist und wir wissen ja dank der Snickers Werbung, dass man hungrig schnell zur Diva wird 🙂
Auf der Farm stand am Nachmittag dann noch eine freiwillige Grundreinigung von Küche und Bad auf dem Programm. Wir haben Klorix benutzt und das heißt was! Abends haben wir dann mit Josh, einer der jüngeren Festanstellten mit Rum und Cola auf unsere Zeit angestoßen und auch mehrmals nachgefüllt.
An den nächsten drei Tagen haben wir die ‚Strawberry Shed‘, eine kleine Hütte, in der wir die Ziegenbabys unterbringen, füttern und Liebe schenken, fertig gemacht. Das bedeutete 6 (!) Stunden Stall ausmisten…wir wissen jetzt, warum wir in Berlin eigentlich studiert haben 🙂 den Stall desinfizieren und kleine Ställe bauen (ich weiß jetzt, bohren, schrauben und sägen ist doch eher Männersache). Trotzdem war es danach immernoch nicht 100% fertig, damit das ‚Kidsnatching‘ losgehen konnte. Es fehlten noch Wärmelampen, Stroh, Strom, Licht, Messbecher und alle Utensilien, um sie zu füttern.

Nummer 39

Nummer 39


Alte Schmuckstücke

Alte Schmuckstücke


Number 39 you're mine

Number 39 you’re mine.


Kater Creamie

Kater Creamie


Wer ist hier die Ziege?

Wer ist hier die Ziege?


Schmusekatze Pitt

Schmusekatze Pitt


In den darauffolgendenn zwei Wochen haben wir für Jono, Kate’s Chef gearbeitet, weil sich unsere eigentliche Arbeit noch hinausgezögert hat. Unsere Aufgaben waren zum Beispiel beim Melken helfen (Maschine statt Old School), Zäune bauen, Ziegen füttern und einherden, fegen und Rockhunting, wie wir es genannt haben. Damit Jono auf einem großen Feld mähen konnte, durften wir nach Steinen suchen, diese bei gefühlten 100°C ausgraben und wegschaffen. Ziemlich nette Aufgabe in der Mittagshitze ohne Schatten, die wir ungefähr 3 Mal machen mussten, die Felder sind ja schließlich groß 🙂 Dabei legten wir beziehungsweise ich dann schnell meine Schlangen-Paranoia ab. Es bleibt einem auch nichts anderes übrig, wenn man durch einen halben Meter hohes Gras stampfen muss 🙂 Der ein oder anderen Redback Spider oder Brown Snake sind wir dabei auch schon begegnet. Falls jemand mit den Namen nichts anfangen kann: die Redback-Spider ist der Tot auf acht Beinen, mit einem länglichen roten Fleck auf dem Rücken. Auch der Biss der Brown Snake ist ohne Behandlung innerhalb von wenigen Minuten tödlich. Australien ist wirklich so ein schöner Fleck auf der Erde und trotzdem beheimatet es ungefähr alle tödlichen oder gefährlichen Tiere. Der liebe Gott hat sich wohl einen Spaß erlaubt, nicht umsonst wurden früher nur Gefangene nach Australien verschifft 🙂
Letzte Woche Montag wurden wir zur Unterstützung auf die andere Farm in Granthem, Kid Rearing Shed (Aufzucht der 500 Ziegenbabys) gerufen und haben größtenteils die Woche dort gearbeitet. Auf Grund der Hitze, wenigen Bewegung der Kleinen und abgelaufenem Milchpulver wurde dort tagelang gegen Bloat (Blähbauch) gekämpft. Wie kann man sich das vorstellen? Durch die Hitze haben sich die zuckersüßen Ziegen weniger bewegt, lagen den ganzen Tag nur rum, haben dementsprechend ihre Milch nicht richtig verdaut, sodass das diese zu früh in den nächsten der insgesamt vier Mägen gewandert ist und dort Gase verursacht hat. Dadurch glich der Bauch einem prall gefüllten Ballon. Inwieweit das abgelaufene Milchpulver dazu beigetragen hat, ist ungeklärt. Die aufgeblähten Ziegen wurden dann in ein extra Stallabteil gebracht, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Danach wurden sie mit Gasminderden Mitteln (ich habe den Namen vergessen), behandelt. Dann hieß es bewegen, Bauch rubbeln und hoffen. Am ersten Abend ging es einer so schlecht, sodass wir nach eineinhalb Stunden, in denen alles probiert wurde, den Kampf verloren hatten. Die Emotionen der Mitarbeiter waren ziemlich ergreifend. Wir hätten mit einer kühleren Haltung gerechnet, da es eine von 500 Ziegen war. Zwei weitere folgten in der Nacht. Am nächsten Tag war es besonders schlimm. In der Bloat-Pen waren mittlerweile 90 aufgeblähte Ziegen und bei Arbeitsbeginn um 16 Uhr lagen bereits 13 Ziegen aufgereiht, die nur noch schwer atmeten. Für uns eine neue, sehr schlimme Erfahrung. Aber wir mussten weitermachen. Am Mittwoch, dem dritten Tag auf der anderen Farm wurde dann endlich der Übeltäter, abgelaufenes Milchpulver erkannt. Seitdem gibt es eine neue Fütterungsstrategie. Ein Drittel der Ziegen bekommt neues Milchpilver, ein Teil reine Ziegenmilch und ein Teil Milchpulver mit Joghurtkulturen. Dadurch werden die Auswirkungen der Milchart auf die Gesundheit der Tiere untersucht. Man kann jetzt schon sehen, dass die Ziegenmilch die Jungen deutlich gesünder aussehen lässt. Natur ist eben Natur. Das Beste wäre es, von Anfang an nur Ziegenmilch zu füttern, auch wenn es teurer ist…auch bei australischen Großunternehmen geht es vorwiegend um das liebe Geld.
Seit der Umstellung haben wir das Problem im Griff und fast keine aufgeblähten oder sterbenden Ziegen mehr:)
Seit Ende letzter Woche werden endlich Ziegenbabys auf der Rosedene Farm geboren. Um zwei haben wir uns schon gekümmert. Momentan wechsele ich mich mit den Engländern ab, die schwangeren Ziegen zu beobachten und nehme im Ernstfall das Baby in Empfang, um Kontakt mit der Mutter zu vermeiden. Gemein ist das nicht, dadurch wird die Übertragung der Krankheit CAE vermieden, die die Mütter haben.

Das erste Baby auf der Farm

Das erste Baby auf der Farm


Zuckersüß

Zuckersüß


Lilly, Numero 2

Lilly, Numero 2


Wer bistn' du?

Wer bistn’n du?


Mittlerweile wurden uns nach dem 5. Fragen vernünftige Taschenlampen für den Abend und die Nacht zur Verfügung gestellt. Planlos mit der Handytaschenlampe durch das Feld zu stapfen war ein Glück ein kurzes und einmaliges Erlebnis.
Rene spielt diese Woche noch Nachtwächter auf der anderen Farm und passt auf, dass die Kleinen gesund bleiben. Im Prinzip werden wir für’s Warten bezahlt, aber unser Job ist ja schließlich verantwortungsvoll und geduldsintensiv 🙂
Traurig an den letzten Tagen war, dass Kate, unsere liebe Managerin gekündigt hat. Überraschend kam es nicht. Kate bekam von ihrem Chef Jono zu wenig Unterstützung, sie hat sich in den Job 100% reingehängt und ihre Ideen wurden letztendlich niedergemacht. Es zählte nicht was gebraucht wird, sondern was am günstigsten ist. Die vielen Überstunden und endlosen Diskussionen waren dann das I-Tüpfelchen. Ziemlich schade aber mehr als verständlich. Mit ihr kündigten 5 weitere Mitarbeiter der anderen Farm, was zunächst zum Durcheinander führte.
Eigentlich hätte das Jono die Augen öffnen sollen, tut es aber nicht und die Freakshow geht weiter.
Insgesamt haben wir noch nie in einem Betrieb gearbeitet, in dem derart gegeneinander gearbeitet wurde und soviel Unehrlichkeit herrschte. Das ist ziemlich erstaunlich, wenn auch im negativen Sinne. Trotz allem lassen wir uns davon nicht unsere Laune und vor allem schöne Zeit verderben. Es ist alles Lebenserfahrung! Und solange halten wir unsere Klappe, machen das Beste draus, füttern unsere Reisekasse und erfreuen uns an den zuckersüßen Ziegenbabys!


Geplant sind noch vier Wochen auf der Farm und dann sind wir wieder on the Road. Das Ostküstenabenteuer geht dann erst richtig los 🙂

Strawberry Shed

Strawberry Shed

Wir halten euch auf dem Laufenden, fühlt euch gedrückt und Danke für das fleißige Lesen!

Rene und Elisa

Ein Kommentar zu “Endlich mal wieder eine freie Nase

  1. Mama

    Hallo, ihr zwei,

    lasst euch von den widrigen Bedingungen auf der Fram nicht entmutigen!
    Die Ziegen ( und nicht nur die) sind froh, dass sie euch haben!

    Kopf hoch! Seid gedrückt!
    Mama

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